voestalpine-Forschungsteam für Europäischen Erfinderpreis nominiert
Mit der Entwicklung von phs-ultraform® hat es ein Forschungsteam der voestalpine rund um Josef Faderl in das Finale des Europäischen Erfinderpreises 2023 geschafft. Dieser pressgehärtete und verzinkte Stahl für den Karosseriebau ist deutlich fester als konventioneller Stahl. Außerdem bietet er den bewährten Korrosionsschutz von verzinkten Stahlblechen und ist bereits millionenfach auf den Straßen unterwegs.
Pressgehärteter Stahl macht heute durchschnittlich 10 bis 20 Prozent des Karosseriegewichts eines europäischen Fahrzeuges aus. Noch vor 20 Jahren waren pressgehärtete Bauteile ausschließlich aus unbeschichtetem oder feueraluminiertem Stahl im Serieneinsatz. Wegen des besseren Korrosionsschutzes verlangten die Automobilkunden aber zusehends eine Beschichtung auf Zinkbasis. Das Problem dabei: Beim Presshärten wird der Stahlwerkstoff auf bis zu 950°C erhitzt. Zink schmilzt jedoch schon bei 420 °C,bei etwa 900 °C verdampft es sogar. Daher erklärte man damals den Einsatz bandverzinkter Stähle fürs Presshärten als unmöglich. Für voestalpine-Mitarbeiter und Physiker Josef Faderl eine zu voreilige Entscheidung. Aus diesem Grund haben die nominierten Erfinder zusammen mit vielen weiteren Kolleg:innen in Linz und Schwäbisch Gmünd, in mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowohl einen Stahlwerkstoff entwickelt mit einer funktionierenden Zinkbeschichtung, die die hohen Temperaturen beim Presshärten übersteht als auch eine zugehörige Werkzeug- und Fertigungstechnologie, die prozesssicher hochqualitative Bauteile in Serie ermöglicht.
Leichter und trotzdem crashsicher und korrosionsgeschützt
Mit einem tiefen Verständnis für die Eigenschaften und den Aufbau von Zinkbeschichtungen ist es tatsächlich gelungen, verzinkte und pressgehärtete Stahlbauteile mit hoher Festigkeit und geringem Gewicht bzw. geringer Blechdicke zu produzieren. Neben den sicherheitstechnischen Vorteilen sind auch die Umwelteffekte von phs-ultraform® beachtlich. Aufgrund der geringeren Dicke muss weniger Stahl produziert werden. Außerdem sind die Karosserien leichter und halten aufgrund der Verwendung des korrosionshemmenden Zinks länger. Dadurch sinken sowohl der Ressourcenverbrauch als auch die CO2-Belastung bei der Herstellung sowie beim Betrieb der Fahrzeuge. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis weltweit führende Autohersteller auf phs-ultraform® aufmerksam wurden. Sechs Jahre nach dem Start der Entwicklung ging der Stahl im Jahr 2008 in Serienproduktion. Heute werden weltweit jährlich über 30 Millionen Fahrzeugteile aus diesem Werkstoff gefertigt und in mehr als fünf Millionen Fahrzeuge verbaut. Mittlerweile ist die Anzahl der Patente rund um das Presshärten von verzinkten Stählen auf über 70 Patentfamilien und mehrere hundert erteilte Patente angewachsen.
Erfinderpreis wird am 4. Juli vergeben
Aufgrund der positiven Effekte dieser neuen Technologie gehören Faderl und sein Team zu den drei Finalist:innen in der Kategorie „Industrie“ des Europäischen Erfinderpreises 2023. Er gilt als einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa und wird jährlich vom Europäischen Patentamt ausgeschrieben. Eine unabhängige Jury kürt dabei herausragende, kommerziell erfolgreiche und patentierte Entwicklungen großer europäischer Unternehmen. Ob Faderl den begehrten Erfinderpreis stellvertretend für alle beteiligten Kolleg:innen entgegennehmen kann, entscheidet sich am 4. Juli 2023 in Valencia. Konkret im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, die unter https://inventoraward.epo.org öffentlich übertragen wird und damit für jeden zugänglich ist. Bereits jetzt können Sie auf dieser Website das voestalpine-Team unterstützen. Alle Finalist:innen kommen auch für den Publikumspreis in Frage. Bei diesem Preis wählt die Öffentlichkeit die Gewinner:innen aus. Stimmen Sie jetzt für Ihre:n Lieblingserfinder:in ab.