Neue Aufgaben für die Transportlogistik: Erweiterte Schwerfahrzeugpalette für den EAF-Betrieb

Versorgung gesichert: Schrottkorbtransporter

Der reibungslose Betrieb des Elektrolichtbogenofens erfordert eine jährliche Anlieferung von rund 925.000 Tonnen Schrott in die EAF-Schrottchargierhalle. Von dort aus wird der Schrott per Hallenkran in den EAF chargiert. Dieser neue Transportprozess wird mit einem hochmodernen Schrottkorbtransporter durchgeführt. Das Fahrzeug nimmt dazu einen Schrottkorb samt Transportpalette von einer genau definierten Position am Schrottlagerplatz auf und transportiert diesen sicher zur vorgegebenen Anlieferposition in der EAF-Schrottchargierhalle. Das Fahrzeug inklusive Schrottkorb hat dabei gewaltige Abmessungen. Die Transporthöhe wird rund neuneinhalb Meter betragen, die Breite knapp acht Meter und die Fahrzeuglänge beträgt circa 15 Meter. Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs beträgt rund 330 Tonnen. 

Im Intervall von rund 45 Minuten werden jeweils bis zu 145 Tonnen Schrott über eine Transportdistanz von etwa 1.000 Meter genau und in der richtigen Taktung am Elektroofen angeliefert. Bei jeder Rückfahrt wird ein leerer Schrottkorb aufgenommen und wieder zielgerichtet am Schrottplatz für die Folgebeladung bereitgestellt. Um diesen Rundlauf aufrecht zu halten, werden fünf Schrottkörbe mit einem Fassungsvolumen von jeweils 190 Kubikmeter im Betrieb sein, sowie ein Schrottkorbtransporter.

Entsorgung in neuer Dimension: Schlackentransporter

Ebenso wichtig wie die Anlieferung von Schrott ist der sichere Abtransport der EAF-Schlacke zur Schlackengrube. Diese Aufgabe übernimmt ein Schlacketransporter mit einem Schlackenkübel in einer neuen Dimension. Das Fassungsvolumen des neuen EAF-Schlackenkübels beträgt 30 Kubikmeter und hat im beladenen Zustand ein Gesamtgewicht von bis zu 95 Tonnen. Auch hier gilt das Motto: größer und stärker. Da die aktuellen Schlacketransporter für diese Dimensionen nicht ausgelegt sind, wird in eine neue, größere Fahrzeugkategorie investiert. Die Abmessungen des neuen Fahrzeugs sind ebenfalls gewaltig: 13 Meter in der Länge, fünfeinhalb Meter in der Breite und knapp fünf Meter in der Höhe. 

Dem EAF-Takt folgend wird der Schlackenkübel direkt in der EAF-Halle aufgenommen und vor der Halle mit dem leeren Kübel getauscht, sodass für die nachfolgende EAF-Schmelze wieder ein leerer Schlackenkübel bereitsteht. Dieser Prozess muss innerhalb von zehn Minuten erfolgen und hat höchste Priorität. Dadurch kann der Transport über rund 800 Meter mit nur einem Fahrzeug sichergestellt werden. Pro Jahr werden etwa 180.000 Tonnen flüssige EAF-Schlacke vom EAF zur weiteren Verarbeitung in der Schlackengrube transportiert. Die täglich zurückgelegte Strecke beträgt rund 40 Kilometer, das entspricht circa vier Umrundungen des Linzer voestalpine Werksgeländes pro Tag. 

Verbunden bleiben: Infrastruktur und Digitalisierung

Um die Transporte gesichert durchzuführen, wurden in intensiven Abstimmungen Adaptierungen an der Straßeninfrastruktur geplant und bereits teilweise durchgeführt. Beispielsweise wurden Medienbrücken angehoben, Wenderadien eingeplant und Straßenabschnitte abgesenkt, um die erforderlichen Rahmenbedingungen für den Transport zu schaffen. 

Für die logistische Steuerung der Fahrzeuge werden die IT-Systeme vom Schrottlagerplatz, dem EAF und dem LogServ Transportsystem TESS miteinander verbunden. Durch den Einsatz von hochmodernen IoT-Boxen (Internet of Things) können genaue Daten wie Fahrzeugpositionen, Winkelstellungen, Zuladung und sonstige Fahrzeuginformationen mit den Anlagenbetreibern ausgetauscht werden. Darüber hinaus werden mit dieser Technik die Ampelregelungen für den Schrottkorbtransporter gesteuert sowie die Blaulichteinsatzzentrale, die Eisenbahn-Stellwerkstechnik und weitere Straßenfahrzeuge über die Position des Schrotkorbtransporters informiert. Damit können die Transporte optimal an die EAF-Fahrweise angepasst und effizient durchgeführt werden. 

Beschaffungsprozess: Der Countdown läuft

Ein elementarer Bestandteil für die erfolgreiche Beschaffung der neuen Schwerfahrzeuge ist die enge Zusammenarbeit aller involvierter Abteilungen. Dank der exzellenten Fachkompetenz - begonnen vom Betrieb über Fahrzeugbeschaffung, Einkauf bis hin zur Werkstätte - wurde eine detaillierte Anforderungsspezifikation ausgearbeitet. Neben technischen Parametern wurde dabei auch großes Augenmerk daraufgelegt, dass den Mitarbeiter:innen der Umstieg von den bestehenden auf die neuen Fahrzeuge möglichst leichtfällt. Das erhöht die Sicherheit sowie die Effizienz im Betrieb.  

Fazit: Drum prüfe, …

…wer sicher ver- und entsorgt sein will. Denn die richtigen Fahrzeuge sind entscheidend für eine reibungslos funktionierende Transportlogistik. Basierend auf den spezifizierten Grundlagen und Anforderungen wurden daher für diese wichtige Entscheidung potenzielle Lieferant:innen zur Angebotslegung eingeladen. Nach intensiven technischen und kaufmännischen Verhandlungen erfolgte Anfang Dezember die Vergabe an die Firma Techne Kirow GmbH mit Sitz Deutschland. Dadurch ist sichergestellt, dass die neuen Schwerfahrzeuge rechtzeitig für die EAF-Inbetriebnahme einsatzfähig sind.   

Zu greentec steel

Die voestalpine hat mit greentec steel einen ambitionierten und umsetzbaren Stufenplan, um ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten zu können. Im ersten Schritt plant der Konzern ab 2027 zwei Hochöfen durch zwei Elektrolichtbogenöfen (EAFs) zu ersetzen. Das Investitionsvolumen dafür beträgt rund 1,5 Milliarden Euro.    

Mit dem teilweisen Umstieg von der Hochofen- auf die Elektrostahlroute können bereits bis 2029 die CO2-Emissionen um rund 30 % reduziert werden. Das entspricht einer Einsparung von knapp 4 Mio. t CO2 pro Jahr – das sind fast 5 % der CO2-Emissionen Österreichs. greentec steel ist damit das größte Klimaschutzprogramm in Österreich.  

Mit den beiden Elektrolichtbogenöfen kann die voestalpine ab 2027 jährlich ca. 2,5 Mio. Tonnen CO2-reduzierten Stahl produzieren, davon 1,6 Mio. Tonnen in Linz und 850.000 Tonnen in Donawitz. Mehr über greentec steel erfahren Sie hier.