Inhalte sollen einfach ankommen
Hannes Gottwald ist verantwortlich für die interne Kommunikation der voestalpine Stahl GmbH. Eine wichtige Basis für seine Arbeit hat er in seiner Zeit als Guide gelegt.
Wie bist du zu den Guides gekommen?
Das muss 2005 gewesen sein. Ich war auf der Suche nach einem interessanten Studentenjob und es hat sich einfach spannend angehört. Die voestalpine kannte ich auch schon von meiner Arbeit als Werkstudent in den Ferien.
Wie war die erste Zeit als Guide?
Intensiv. Die ersten zwei, drei Wochen gab es Einschulungen – man bekommt eine fundierte Ausbildung und wird nicht einfach so ins kalte Wasser geworfen. Am Anfang geht man auch viel mit erfahrenen Guides mit und bekommt selbst viel Feedback von anderen Guides. Man ist ja immer zu Zweit bei größeren Gruppen.
Welche Fähigkeiten sollten Menschen mitbringen, die Guide werden wollen?
Man muss schon vor Menschen reden können und auf Menschen reagieren können. Ein gewisses Interesse an Technik ist auch von Nutzen. Aber das Meiste lernt man dann „by doing“. Man lernt auch die verschiedensten Menschen kennen, da braucht es eine gewisse Empathie.
Wer waren denn Deine Besucher?
Ich hatte unterschiedlichste Gruppen: Kinder, Studenten, Landjugend-Gruppen, Feuerwehren, Senioren, Kunden, auch immer wieder voestalpine-Mitarbeiter. Das macht das ganze so abwechslungsreich. Jede Gruppe will anders geführt werden, man kann da ziemlich variieren.
Hannes Gottwald - GuidesWas macht den Job zu einem guten Studentenjob?
Es ist anspruchsvoll und unterhaltsam zugleich. Und man kann sich die Zeit frei einteilen. Ich hab’ immer Tage bzw. Zeitfenster genannt, an denen ich gut Zeit hatte und das hat immer gut funktioniert.
Was hat dir am meisten Spaß gemacht an dem Job?
Ich hab extrem viel gelernt. Und es war eine sehr unmittelbare Arbeit – man bekam sofort eine Reaktion, vor allem von Kindern. Was das Umfeld, das Betriebsklima betrifft, das war sehr kollegial, wir haben uns immer gegenseitig unterstützt. Ich hab’ in der Zeit auch ein paar gute Freunde gefunden – manche sind in der voestalpine geblieben.
Es herrschte also Teamwork …
Absolut. In regelmäßigen Abständen hat es auch einen Guides-Stammtisch gegeben, da haben wir Inputs und Rückmeldungen bekommen und uns austauschen können. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass das Unternehmen unsere Arbeit sehr schätzt. Wir waren so eine Art „Speerspitze“.
Wie darf man das verstehen?
Wir Guides waren die ersten, mit denen Besucher in Kontakt kamen. Und einige kamen mit Vorurteilen, von wegen „Staatsbetrieb“ oder „schmutzige Industrie“. Es lag dann an uns, diese Bilder in den Köpfen zurechtrücken. Das ist uns auch ganz gut gelungen. Ich kann mich an viele erinnern, die nach der Führung gemeint haben „Das hab’ ich nicht gedacht, dass das so ein tolles Unternehmen ist“.
Hast du etwas gelernt, das du heute brauchen kannst?
Als Guide trainiert man, zu präsentieren, bildhaft zu sprechen, Vergleiche zu bringen, Anker zu setzen in den Köpfen der Menschen. Ich hab’ gelernt, Inhalte so zu vermitteln, dass sie auch ankommen. Und das ist das, was meine Kommunikationsarbeit heute ausmacht. Ich hab’ ja immer irgendwie im Hinterkopf das Ziel gehabt, nach dem Studium in der voestalpine zu arbeiten. Mein Job als Guide hat mir dafür das nötige Rüstzeug gegeben. Das war sicher ein Vorteil, als ich mich beworben habe.
Worin liegen die Herausforderungen in der Arbeit als Guide?
Die meisten Besucher sind sehr aufmerksam und sehr nett, aber es gibt auch schwierige Gruppen. Mit der Zeit entwickelt man einen gewissen Ehrgeiz, auch diese dazu zu bringen, dass sie nach der Führung sagen „Fein war’s!“. Das ist nicht einfach, aber das gibt einem einen besonderen Kick. Die Arbeit als Guide fordert einen, und es gibt immer wieder neue Herausforderungen …
Welche zum Beispiel?
Irgendwann hab’ ich begonnen, Führungen auf Englisch zu halten. Das sind meist kleinere Gruppen, das ist sehr intensiv, aber es gibt keine bessere Übung, um sein Englisch zu verbessern!
Was würdest du heute jemanden raten, der sich mit dem Gedanken trägt, Guide zu werden?
Tu’s einfach, du wirst sehen, es macht unglaublich Spaß!