4women in steel: Weibliche Führungskräfte im Portrait

4women in steel: Weibliche Führungskräfte im Portrait

Sandra Traint über die Herausforderungen und Chancen als weibliche Führungskraft.

Wie ist es, als weibliche Führungskraft in einer männerdominanten Branche zu arbeiten?

Häufig fühle ich mich als Exotin. Es passiert sehr oft, dass ich in Runden mit 20 Männern die einzige Frau bin. Als Minderheit finde ich es herausfordernd, eine Führungsidentität zu entwickeln, authentisch zu bleiben und trotzdem in einem männlichen Umfeld gehört und akzeptiert zu werden. 

Zu Beginn hatte ich öfter das Gefühl, extra beweisen zu müssen, dass Frauen es auch „drauf haben“. Es war nicht immer so, dass das Anderssein als Bereicherung empfunden wurde. Teilweise wurde ich mit Defiziten im Vergleich zu meinen männlichen Kollegen konfrontiert, während meine Stärken weniger wahrgenommen wurden.

Ich arbeite jetzt schon mehr als 20 Jahre in der voestalpine und rückwirkend betrachtet, hat sich sehr Vieles zum Positiven verändert. In fast allen hierarchischen Ebenen gibt es vermehrt weibliche Führungskräfte – nur Meisterinnen im Produktionsumfeld fehlen noch. Ich hoffe, dass wir uns zeitnah über die erste Meisterin freuen dürfen.

 

Wie haben Sie die Balance zwischen Ihrer Karriere und Elternschaft gemeistert?

Die Antwort steckt schon in der Frage – als Eltern, d.h. als Team. Mein Partner und ich haben uns die Verantwortung für die Kinderbetreuung geteilt, sowohl während der Karenzzeit als auch danach. Nur diese partnerschaftliche Aufteilung und die Übernahme der väterlichen Mitverantwortung hat es mir ermöglicht, meine Arbeit als Führungskraft fortzuführen.

Ich bin sechs Monate nach der Geburt unserer Tochter wieder mit 32 Stunden Arbeitszeit pro Woche als Prozessverantwortliche eingestiegen. Mein Partner hat dann die Betreuungspflichten übernommen, mit allem, was dazugehört, darunter fielen u.a. der Haushalt, das Kochen usw. Ab einem Alter von 14 Monaten konnte unsere Tochter ihre Vormittage in der vivo Kinderwelt verbringen. 

Mit ihrem Schulbeginn bin ich in die Hauptprozessleiterin-Position gewechselt und habe wieder begonnen, Vollzeit zu arbeiten. Unsere Tochter besuchte am Nachmittag den Hort, in welchem sie die Hausaufgaben erledigte und die restliche Zeit mit gleichaltrigen Kindern verbringen konnte.

 

Welche Ratschläge würden Sie anderen Frauen für eine Führungskarriere in der voestalpine geben?

Wichtig ist, dass Frauen sichtbarer werden, sich mehr zutrauen und herausfordernde und anspruchsvolle Aufgaben noch aktiver annehmen. 

Noch wichtiger ist es, dass Frauen überhaupt eine Führungskarriere wahrnehmen, anstreben und bereit sind, sich in die erste Reihe zu stellen. Ich bemerke immer noch, dass Frauen tendenziell viel zögerlicher und unentschlossener in Bezug auf Führungsaufgaben agieren.

Frauen sollten sich nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen. Beides muss möglich und ohne schlechtes Gewissen in Bezug auf Fremdbetreuung selbstverständlich sein. Mit der vivo Kinderwelt haben wir als voestalpine-Mitarbeiter:innen sehr gute Rahmenbedingungen. Ich habe dort sehr positive Erfahrungen gesammelt und bin überzeugt, dass diese Zeit für die Entwicklung unserer Tochter sehr vorteilhaft und förderlich war. Mir war es wichtig, dass der Berufsalltag beider Elternteile früh vorgelebt wird. Denn am meisten lernen Kinder durch ihre Vorbilder.