Navigation überspringen
Zurück zur Übersicht

Umfassendes Restrukturierungsprogramm bei Buderus Edelstahl in Wetzlar

18. Dezember 2019 | 

Für Buderus Edelstahl, ein Unternehmen des voestalpine-Konzerns, haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen massiv verschlechtert. Zur Absicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Edelstahlproduzenten sieht sich die Unternehmensleitung gezwungen, zusätzlich zu den laufenden Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen im kommenden Jahr ein weiteres Restrukturierungsprogramm einzuleiten. Geplant ist die Reduktion des Eigenfertigungsanteils innerhalb eines Produktbereiches, die auch mit einer Anpassung des Personalstandes einhergehen wird. Die voestalpine hat in den letzten zehn Jahren über 300 Millionen Euro in die Zukunftsfähigkeit des Werkes investiert.

rotter

Die derzeitigen Kostenbelastungen am Standort Wetzlar in Kombination mit sinkender Nachfrage und hohem Preisdruck bei unseren Produkten zwingen uns, rasch zu handeln. Ziel der Restrukturierung in der Produktion ist es, das Unternehmen zu einer stabilen und nachhaltigen Basis zu führen und es wieder wettbewerbsfähig zu machen. Selbstverständlich werden wir alles daransetzen, für die betroffenen Mitarbeiter möglichst sozialverträgliche Modelle zu erarbeiten.

Franz Rotter, Vorstandsmitglied der voestalpine AG und Leiter der High Performance Metals Division

Buderus Edelstahl ist infolge des Konjunkturabschwungs in Europa mit einer stark rückgängigen Marktentwicklung in seinen zentralen Kundensegmenten Automobil, Nutzfahrzeuge, Maschinenbau und Werkzeugbau konfrontiert. Massiver Preisdruck durch Produktionsüberkapazitäten auf dem europäischen Edelstahlmarkt und verstärkte Importe aus Drittländern infolge der globalen Handelskonflikte verschärfen die Lage. Hinzu kommen schrittweise gestiegene Standortkosten, wie etwa die Strom- und Netzkostenentwicklung im Bundesland Hessen, die für ein exportorientiertes Unternehmen wie Buderus Edelstahl (über 50 Prozent Export) wirtschaftlich nicht darstellbar sind. Im Speziellen treffen die veränderten Markt-Rahmenbedingungen das Produkt Warmband, das vorwiegend in der Automobilindustrie zum Einsatz kommt.

Reduktion des Eigenfertigungsanteils im Bereich Warmband  

Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der heutigen Aufsichtsratssitzung von Buderus Edelstahl entschieden, den Eigenfertigungsanteil im Bereich Warmband (Warmwalzstraße) bis Sommer 2020 stark zu reduzieren und gleichzeitig die Prozessabläufe in allen anderen Produktionsbereichen signifikant zu verbessern. Die reduzierten Kapazitäten im Fertigungsprozess sollen künftig durch Zukäufe am Markt nachhaltig wettbewerbsfähig abgedeckt und das Produkt Warmband damit im Portfolio erhalten bleiben. Im Zuge dieser Maßnahme wird es am Standort Wetzlar auch zu Personalanpassungen kommen, die neben der Produktion auch administrative und technische Bereiche umfassen werden. Von derzeit insgesamt 1.500 Mitarbeitern (Vollzeitäquivalente) könnten rund 325 Personen betroffen sein. Konkret werden bis Ende des Geschäftsjahres die befristeten Arbeitsverhältnisse von 125 Mitarbeitern auslaufen. Für weitere rund 200 Mitarbeiter soll in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Personalvertretern ein entsprechender Sozialplan ausgearbeitet werden. Vorgesehen ist unter anderem die Übernahme dieser Mitarbeiter in eine eigens für diese Maßnahme zu gründende Transfergesellschaft zur Unterstützung bei der nachfolgenden Jobsuche. Die Belegschaft wird von der Geschäftsführung über die geplanten Schritte informiert.

Buderus Edelstahl GmbH

Buderus Edelstahl GmbH, seit Übernahme der Böhler-Uddeholm-Gruppe 2007/08 ein Teil der High Performance Metals Division des voestalpine-Konzerns, mit Sitz in Wetzlar ist auf die Herstellung hochqualitativer Edelstähle spezialisiert. Mit einer Kapazität von bis zu 350.000 Tonnen Rohstahl pro Jahr deckt das Unternehmen die gesamte Prozesskette von der Stahlerschmelzung über die Umformung bis zu den Endprodukten, wie Werkzeugstahl, Edelbaustahl, Freiformschmiedestücke, Gesenkschmiedestücke, Warmband, Kaltband und gewalztes Halbzeug, ab. Zu den wichtigsten Kundengruppen zählen die Automobil-, Maschinenbau-, Werkzeugbau-, Hausgeräte- sowie Energieindustrie. In den letzten zehn Jahren hat die voestalpine rund 300 Mio. Euro am Standort investiert, darunter in die umfassende Modernisierung des Stahlwerks, die Digitalisierung aller operativen Bereiche und die Verlängerung der Wertschöpfungskette. Buderus Edelstahl hat im Geschäftsjahr 2018/19 einen Umsatz von 442 Mio. EUR erzielt.

Der voestalpine-Konzern

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen aus Stahl und anderen Metallen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie. Die voestalpine ist darüber hinaus Weltmarktführer bei kompletten Bahninfrastruktursystemen sowie bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen. Im Geschäftsjahr 2018/19 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 13,6 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,6 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit knapp 52.000 Mitarbeiter.