Bereich: Supply Chain Management, East London (Südafrika)
Laura Seger ist Trainee im Supply Chain Management bei der Automotive Components Cold Stamping Gruppe. Das achtzehnmonatige Traineeprogramm gliedert sich dabei in drei Teile – zwei davon werden an deutschen Standorten absolviert, der dritte im Ausland. In Lauras Fall bedeutet das: Die 26-Jährige verbringt ein halbes Jahr in Schmölln, ein halbes Jahr in Südafrika und ein halbes Jahr in Dettingen. Zur Zeit unseres Gesprächs hat die Deutsche ihre Etappe in Schmölln bereits hinter sich und ist mitten im Abenteuer Südafrika. Im Interview erzählt sie von kleinen und großen Herausforderungen, Haien und Giraffen und verrät, wie sie zur voestalpine gekommen ist.
Wie würdest du deine Traineetätigkeit in wenigen Worten beschreiben?
100-prozentige Mitarbeiterin mit ein bisschen Zusatztraining zum Berufseinstieg, tolle Chance zum Netzwerken und vielfältige Aufgaben, die weitgehend selbstbestimmt zu lösen sind. Ich finde auch die Dauer sehr gut, um das Unternehmen von der Pike auf kennenzulernen.
War es für dich immer schon klar, dass du bei der voestalpine Fuß fassen möchtest?
Nein, mein Weg war eigentlich so gar nicht vorgezeichnet, denn ursprünglich war ich beruflich immer sehr kreativ unterwegs. Zur Logistik bin ich erst später gekommen. Aber ich glaube, dass man anhand meines Beispiels ganz gut sieht, dass es vollkommen okay ist, einmal komplett die Richtung zu wechseln. Für die berufliche Orientierung, den Rundumblick und das Netzwerken bin ich dem Traineeprogramm jedenfalls sehr dankbar.
Das freut uns! Kannst du uns ein bisschen mehr von diesem Richtungswechsel erzählen und davon, wie du zur voestalpine gekommen bist?
Nach dem Fachabitur absolvierte ich zunächst eine Ausbildung zur Mediengestalterin. Während eines halbjährigen Auslandsaufenthaltes in England merkte ich allerdings, dass ich mich doch eher zu Zahlen hingezogen fühle. Zurück in Deutschland, startete ich daher das dreieinhalbjährige Studium „Internationale Betriebswirtschaftslehre“ mit Schwerpunkt Logistik an der Hochschule Fulda. Und schon im dritten Semester wusste ich: Mein Weg muss in die Logistik führen. Nach dem Abschluss des Studiums verschlug es mich daher zu einem Logistikdienstleister für die Systemgastronomie. Doch die immergleichen Aufgaben waren mir schon bald zu wenig herausfordernd. Daher habe ich mich für das Traineeprogramm der voestalpine beworben.
… und wurdest prompt genommen! Für dich ging es daher zunächst nach Schmölln. Welche Aufgaben erwarteten dich dort?
Gemeinsam mit meinem Mentor Wolfram Schnabel trainierte ich zunächst die Grundlagen in SAP. Dann wechselte ich in die Abteilung Disposition. Im operativen Tagesgeschäft durfte ich dort etwa die Produktionsplanung übernehmen und kümmerte mich um den internationalen Versand.
Wie kann man sich das in etwa vorstellen?
Man beschäftigt sich dabei mit Fragen wie: Welche Teile kommen auf welchen Container? Wie viele Teile werden in Summe benötigt? Und wie muss die Produktion geplant werden?
Gab es ein Erlebnis, das dir von dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben ist?
O ja! Nach kurzer Zeit durfte ich bereits die Dispo für zwei Wochen komplett selbstständig betreuen. Das war eine echte Feuerprobe, aber auch sehr aufregend.
Auch Goodpacks spielten in Schmölln eine Rolle – was genau hat es damit auf sich?
Ja, auch das war eine interessante Aufgabe. Goodpack ist ein externer Anbieter kleiner und großer Stahlbehälter für unterschiedliche Produktionsteile. Diese Behälter werden in Schmölln genutzt bzw. angemietet. Damit werden etwa Teile nach Südafrika transportiert. Aber irgendwann fragten wir uns, ob dieser Prozess wirklich rentabler ist als die Verwendung von Kartonagen. Und das fand ich schließlich mithilfe einer Wirtschaftlichkeitsprüfung und Kostenaufstellung für Südafrika heraus und überprüfte darüber hinaus, ob die Stahlbehälter auch im Werk in Mexiko genutzt werden sollten. Das Ergebnis: Nullsummenspiel in Südafrika, Verbesserung durch Goodpacks in Mexiko. Und nun analysieren wir gerade, inwiefern wir die Behälter konkret in Mexiko einsetzen könnten. Das Tüfteln und der Austausch mit den Kolleg:innen haben mir dabei total Spaß gemacht.
Nun bist du in Südafrika – womit beschäftigst du dich dort?
Goodpacks spielen auch hier eine Rolle und ich lerne den Umgang mit strategischen Aspekten noch besser. Daneben kümmere ich mich um Stock Reports, also um die Evaluation von Vergangenheits- und Zukunftsdaten für eine bessere Planung. Das heißt: Die Abrufe der Kund:innen ändern sich kontinuierlich und unser Bestand muss daran natürlich angepasst werden. Ich erhalte auch Einblicke in den Wareneingang und -ausgang sowie ins Qualitätsmanagement. So lerne ich die Bauteile und grundlegenden Prozesse der Automobilindustrie Stück für Stück besser kennen. Diese Vielseitigkeit finde ich toll, denn ich möchte tief in die gesamte Logistik-Welt eintauchen und das wird mir durch das Traineeprogramm ermöglicht. Einen typischen Arbeitstag gibt es hier übrigens nicht, sondern jeder Tag hält Neues bereit. Und das ist gut so! Die Arbeitsweise ist im Vergleich zu Schmölln jedoch eine ganz andere, weil das Werk kleiner ist. Die Logistik findet daher im Werk statt, weshalb ich immer viel im Haus unterwegs bin.
Gab es bislang bereits besondere Herausforderungen für dich in Südafrika?
Ja, die Sprache zum Beispiel. Ich spreche zwar gutes Englisch, aber der Dialekt war zu Beginn eine echte Herausforderung. Aber man findet hier zum Glück viele freundliche und hilfsbereite Menschen und ich habe einen Betreuer, auf den ich stets zukommen kann. Und ich bin auch virtuell ständig mit anderen Trainees in Kontakt und tausche mich über alle Erlebnisse aus.
In Südafrika ist man ja nicht alle Tage – hattest du auch schon Gelegenheit, Land und Leute abseits des Traineeprogramms kennenzulernen?
O ja! Ich war schon eine Woche in Kapstadt und bin den Tafelberg hochgewandert, weil die Gondel gewartet wurde – das erlebt wohl auch nicht jeder. Für mich als Sportbegeisterte waren auch Stand-Up-Paddling oder eine Quad- und Safari-Tour echte Highlights. Dabei konnte ich sogar Giraffen streicheln. Ich würde auch tauchen gehen, wären da nicht die Haie im offenen Wasser.
Was sollten zukünftige Trainees deiner Meinung nach unbedingt mitbringen?
Sie sollten wissbegierig, reisefreudig und flexibel sein und neuen Herausforderungen offen gegenüberstehen. Vor allem als Trainee liegt die Herausforderung oft darin, Aufgaben selbstbestimmt zu lösen und den Aufwand im Arbeitsalltag realistisch einschätzen zu können.
Bald geht es für dich auf zur letzten Station: nach Dettingen. Dort wirst du weiterhin logistische Projekte betreuen. Und dann? Hast du schon Pläne für danach?
Wie es danach weitergeht, weiß ich noch nicht und wird sich in den nächsten Wochen oder Monaten herauskristallisieren. Ich freue mich aber schon jetzt auf neue Herausforderungen.