Kein Schrott!

Weiterverarbeitung von Stanzresten in der Metal Forming Division
Durch die Weiterverarbeitung von hochwertigen Ausgangsmaterialien spart die Metal Forming Division nicht nur CO2, sondern nutzt im Sinne der Kreislaufwirtschaft wertvolle Bleche in Form von Stanzresten weiter.
„Nicht wegwerfen, daraus kann man noch was machen!“ - ein geläufiger Satz unter allen Bastelbegeisterten. Da werden Restekisten schnell zu einer wahren Fundgrube für Reparaturen und Basteleien. Was im Kleinen stimmt, kann daher im Großen nicht falsch sein, dachten sich die Forscher:innen in der Metal Forming Division der voestalpine. Der Inhalt ihrer „Restekisten“: tonnenweise wertvoller Bandstahl.
Produktionsrückstände als wertvolle Ressource
Bis zu 40% des CO2-Fußabdrucks eines Bauteils landete bisher in der Schrottmulde. Denn die CO2-Bilanz von Stanzresten wird dem fertigen Teil zugerechnet. Da kann es schnell passieren, dass große Stanzreste eine größere Fläche einnehmen als das Nutzteil selbst. Dafür musste eine Lösung her.

Ausreichend dimensionierte Stanzreste können in eine zweite Karriere zur Fertigung kleinerer Bauteile starten, vorausgesetzt, die Teile sind genau analysiert und vermessen und passen zu aktuellen bzw. potenziellen Fertigungsaufträgen.
Harald Schwinghammer, Senior Manager R&D in der Metal Forming Division der voestalpine

Da es Stanzreste nicht nur in unterschiedlichen Größen und Stärken, sondern auch in unterschiedlicher Zusammensetzung gibt, musste ein System entwickelt werden, dass mit dieser Vielfalt klarkommt. Die Vorversuche bewiesen an mehr als 200 Blechproben die grundsätzliche Machbarkeit der automatisierten Bestimmung von Stahlgüten.
Jana Pöpperlová, Senior Manager R&D in der Metal Forming Division der voestalpine
Technologische Lösungen für die Weiterverarbeitung
Werkstoffe müssen also genau analysiert und exakt vermessen werden. Die automatische Bestimmung von Stahlgüten erfolgt durch lasergestützte Analysegeräte und elektromagnetische Verfahren. Zudem wurde eine Anlage eingerichtet, die Blechstücke unterschiedlicher Größen und Formate aufnimmt und weiterverarbeitet. Die Messergebnisse werden in einer Cloudlösung gespeichert und mit aktuellen Fertigungsaufträgen abgeglichen.
Vielfältiger Nutzen und erweiterte Wertschöpfungskette
Künftig können also emissionsärmere oder -freie Platinen für die Produktion kleiner Bauteile genutzt werden. Dabei muss noch die Logistik zwischen Stanzrest-Erzeuger und -Verwerter berücksichtigt werden. Den Herausforderungen der Gütebestimmung und Weitergabe der Informationen widmet sich ein eigenes Projekt, das Stanzresten eine Art digitalen Reisepass gibt. Die Reduktion der CO2-Belastung des primären Bauteils bzw. die Herstellung CO2-neutraler Bauteile aus den Schrottblechen verleiht dem Stanzschrott-Upgrade weitere Attraktivität – sinnvolle Restekisten eben.
Schrott im Wertstoffkreislauf von morgen
„Schrott“ aus der Stanze ist kein nutzloser Abfall, sondern ein begehrter Ausgangsstoff im Wertstoffkreislauf. Mit der Inbetriebnahme der Elektrolichtbogenöfen in Donawitz und Linz wird der Bedarf an diesem Material weiter steigen. Im Sinne der konzernweiten Berechnung von Stoff- und Emissionsbilanzen bleibt abzuwägen, wann welche Weiterverwertung von Stanzresten die ökonomisch und ökologisch sinnvollste Variante darstellt.