Bettina Schmied spricht über ihre Arbeit im Regional Controlling bei voestalpine angesichts Automatisierung und künstliche Intelligenz. Sie betont die Bedeutung der Vernetzung verschiedener Tools und Systeme, die Relevanz interkultureller Kompetenz im internationalen Umfeld und wie eine positiv gelebte Fehlerkultur zu besseren Ergebnissen führt.
Momentan werden bei der voestalpine im Finanzbereich viele unterschiedliche Tools und Systeme verwendet. Die Herausforderung der Zukunft wird sein, diese Tools sinnvoll zu vernetzen, sodass diese nicht nur parallel verwendet werden, sondern auch miteinander verbunden sind und sich gegenseitig ergänzen.
Ein hohes Potential für Automatisierung bieten vor allem die Bereiche Reporting und Budgetierung. Hier wird momentan noch viel mit Excel gearbeitet und vor allem Gesellschaften ohne große ERP-Systeme wie SAP sind auf zeitintensive manuelle Workarounds angewiesen. Basis für die Zukunft muss daher ein konzerneinheitliches SAP-System sein. Wenn Reports oder Dashboards mit Grafiken dann direkt in den entsprechenden Tools angezeigt werden können, anstatt in Excel bearbeitet zu werden, steigert das stark die Effizienz und den Mehrwert für das Management.
Je mehr bestehende Prozesse und Abläufe hinterfragt werden, desto eher wird Potential für den Einsatz von künstlicher Intelligenz gefunden werden. In naher Zukunft wird KI vor allem bei der Budgetierung und Forecasts relevant sein, um exaktere Prognosen erstellen zu können. Momentan wird KI bei uns im Controlling auch in anderen Bereichen eingesetzt, beispielsweise bei der maschinellen Übersetzung durch DeepL von lokalen Dokumenten.
Im Finanzwesen sind generell viele Aufgaben und Arbeitsweisen vom Konzern vorgegeben und für alle Gesellschaften und Länder ähnlich. Trotzdem gibt es in jedem Land andere wirtschaftliche und technische Herausforderungen, vor allem außerhalb Europas. Von einem österreichischen Standpunkt aus sind Arbeitssituationen, die von sozialen Unruhen, täglichen Stromabschaltungen oder Hyperinflation geprägt sind, schwierig nachzuvollziehen. Daher ist es im interkulturellen Austausch besonders wichtig, auf die lokalen Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen, ein offenes Mindset zu haben und respektvoll miteinander umzugehen. Der kulturelle Hintergrund prägt auch stark die Herangehensweise an Problemstellungen, sodass individueller Support notwendig ist. Transparente und klare Kommunikation ist meiner Meinung nach das wichtigste Mittel, um interkulturell erfolgreich zusammenzuarbeiten.
Entscheidend für eine positive Fehlerkultur ist der konstruktive Umgang mit Fehlern. Fehler bringen oft einen wertvollen Lerneffekt mit sich und sind wichtig, um Problemstellungen in Zukunft genauer zu hinterfragen und analysieren zu können.
Ein gutes Beispiel für eine offene Fehlerkultur ist bei uns im Regional Controlling die Erstellung von Business Cases für Investitionen. Jeder zusätzlicher Business Case bringt neue Erfahrungen, vor allem wenn technisches Wissen gefragt ist. Hier ist dann oft Unterstützung von Fachabteilungen hilfreich. Wenn die Problemstellung offen kommuniziert wird, kann man Fehler als Chance betrachten, um daraus zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Beispielsweise wird dann ein Best Practice für diese Art von Business Case erstellt, welche für künftige Investitionen herangezogen werden kann.
Obwohl der Frauenanteil im Konzern und bei Führungskräften sehr niedrig ist, haben wir in der Region International viele weibliche Finance Manager. Ich persönlich sehe mich nicht mit gender-spezifischen Herausforderungen konfrontiert. Im Finanzbereich sehe ich eher Herausforderungen für junge Eltern, die aus den strikten Fristen des Finanzjahrs resultieren. Arbeitsintensive Zeiten wie Jahresabschluss oder Budgetierung kollidieren oft mit dem Bedürfnis nach Flexibilität, das Eltern meist haben. In Bezug auf Female Empowerment sehe ich das neue, spezifisch auf Frauen zugeschnittene Schulungsprogramm als sehr positiv, wie etwa das Training zu Verhandlungsführung. Auch der Newsletter zu Female Empowerment oder der Women’s Day sind wichtig, um das Thema bei den Mitarbeiter:innen mehr in den Vordergrund zu rücken. Obwohl die voestalpine hier erst am Anfang des Weges steht, ist es ein ausgezeichneter Ansatz, der jedenfalls weiterverfolgt werden soll. Zudem wären mehr genderspezifische Programme für Vernetzung und gemeinsamen Austausch wünschenswert.