23.10.23

eco2nboard: Der transparente Kohlenstoff-Fußabdruck

In der High Performance Metals Division (HPM) arbeiten wir schon seit einiger Zeit daran, mit unserem “inSPire”-Rahmenwerk alle Aspekte der Nachhaltigkeit in die tägliche Arbeit zu integrieren. Dank unserer neu entwickelten Carbon-Footprint-Berechnung auf Produktebene – eco2nboard – können wir nun die Umweltauswirkungen von HPM-Produkten noch besser bewerten und unseren Kunden in einem transparenten Format zur Verfügung stellen.

Unser Unternehmen hat in den letzten Jahren seine Aufmerksamkeit zunehmend auf den Klimawandel und alle Aspekte der Nachhaltigkeit gelenkt. Wir können dies auch in unserer Kommunikation mit den Kunden beobachten. Denn genau wie wir legen auch unsere Kunden immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und arbeiten aktiv daran, ihre Nachhaltigkeits- und Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Als zuverlässiger Partner wollen wir unsere Kunden bei diesen Bemühungen bestmöglich unterstützen. Und so ist es seit kurzem möglich, unseren Carbon Footprint auf Produktebene sehr detailliert darzustellen.

DIE UMWELT AN BORD

Nachhaltiges Handeln und die transparente Kommunikation von messbarem Nutzen und Informationen darüber wird immer mehr zu einem entscheidenden Faktor, um für unsere Kunden auf allen Ebenen einen Mehrwert zu generieren. Es ist uns wichtig, Aktivitäten zu setzen, die es uns ermöglichen, Nachhaltigkeit als Chance zu nutzen und unsere Kunden vor dem Hintergrund aktueller und zukünftiger Herausforderungen nachhaltig zu unterstützen. Unsere Kommunikation soll daher nicht nur deutlich machen, wie HPM-Lösungen Leistung, Kosten oder Auslastung optimieren, sondern auch, wie viel Energie, Emissionen und Rohstoffe in die Herstellung der Produkte fließen. Wir waren lange Zeit in der Lage, unseren Kunden zeitnah einen eher allgemeinen Überblick zu geben, obwohl die relevanten Daten auf Produktebene individuell und manuell berechnet werden mussten. Angesichts der steigenden Nachfrage nach diesen spezifischen Berechnungen in Kombination mit den sehr unterschiedlichen Produkten des Geschäftsbereichs machten sich die HPM-Experten auf die Suche nach einer effizienteren Lösung. Das Ziel: ein System für die gesamte High Performance Metals Division zu entwickeln, das es ermöglicht, unseren Kunden schnell und transparent relevante Daten zu bestimmten Nachhaltigkeitsaspekten zur Verfügung zu stellen.

WERTVOLLER BERICHT

Das Ergebnis all dieser Bemühungen war im Sommer 2021 der erste Prototyp von eco2nboard, einer automatisierten Carbon Footprint Berechnung auf Produktebene. eco2nboard verfolgt einen interdisziplinären Ansatz. Es nutzt Expertenwissen und kombiniert es mit relevanten Daten und Informationen aus den verschiedenen Abteilungen. Für die Erstellung von eco2nboard haben wir nach neuesten Standards definiert, welche Emissionen, Kennzahlen und Prozesse für die Betrachtung der Nachhaltigkeit unserer Produkte besonders relevant sind: die CO2-Äquivalente in den Scope 1-, 2- und 3-Emissionen für den Carbon Footprint sowie der Recyclinganteil. Die Berechnung dieser Werte erfordert eine ganzheitliche Betrachtung und automatisierte Auswertung für die Rohstoffketten sowie die Herstellung und Weiterverarbeitung von Stahl – bis hin zu den Werkstoren von HPM. Die Basisinformationen für die weitere CO2-Berechnung stammen hauptsächlich aus den in der Produktkostenkalkulation hinterlegten Plandaten, die bei Bedarf mit zusätzlichen Daten aus anderen Systemen zusammengeführt und einmal jährlich aktualisiert werden. Die Werte der Scope 3-Emissionen generieren wir anhand von aktuellen Literaturwerten aus einer LCA-Datenbank (= Life Cycle Assessment Database). Unsere Einkaufsteams arbeiten gemeinsam mit den Experten für nachhaltige Beschaffung und unseren Partnern an der Erarbeitung von lieferantenspezifischen Daten, um unsere Emissionen in der Lieferkette so genau wie möglich abbilden zu können.

EINE KURZE ERLÄUTERUNG: RECYCELTER INHALT ODER RECYCLINGQUOTE?

Die Recyclingquote ist ein wichtiger Erfassungsindikator und beschreibt den Anteil der recycelten Rohstoffe in einer Grundgesamtheit. Sie gibt also an, wie viel Rohstoff erfasst wurde, ohne dass das Produkt diesen Rohstoff unbedingt auch enthalten muss. Der Rezyklatgehalt (Sekundärrohstoffgehalt) hingegen ist ein Materialindikator, der angibt, wie viel Sekundärrohstoff das Produkt enthält.

ECO2NBOARD: GROSSE ZAHLEN, WIRKLICH KLAR

Auf Basis dieser umfassenden Daten ist eco2nboard schließlich in der Lage, unseren Kunden den kompletten Carbon Footprint unserer Produkte von “cradle to gate”, d.h. vom Abbau der Rohstoffe bis zum Verlassen der Fabrik durch das fertige Produkt, zu liefern. Die Zahlen werden mit eco2nboard auf Basis einer eigens entwickelten Softwareplattform automatisch auf Produktebene analysiert und in einem Dashboard übersichtlich dargestellt; zusätzlich wird ein zehnseitiger, standardisierter Bericht mit weiterführenden Informationen erstellt. Der Carbon Footprint enthält auch Daten zu direkten und indirekten Emissionen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette. “Mit eco2nboard haben wir eine Methode entwickelt, die die relevanten Kennzahlen produktspezifisch darstellt. Das ist derzeit noch recht ungewöhnlich”, sagt Oliver Schmitt, der an der Konzeption und Erstellung des eco2nboard-Prototyps beteiligt war.

GEMEINSAM DAS EMISSIONSZIEL ERREICHEN

Bei der Umsetzung dieses komplexen Projekts setzt HPM auf die enge Zusammenarbeit zwischen den Experten, die in den HPM-Gesellschaften selbst arbeiten, den Teams von Climate Impact, Circular Economy, Sustainable Sourcing und Global Business Process Management sowie den nachgelagerten Anwendern. Besonders wertvoll ist dabei auch die Zusammenarbeit mit den lokalen Experten an den verschiedenen HPM-Standorten und deren Wissen über die Prozesse, Systeme und Abläufe vor Ort. “Es ist wichtig, nicht nur nach außen, sondern auch nach innen zu schauen. So können wir unsere Kunden aktiv bei der Erreichung ihrer Emissionsziele unterstützen und gleichzeitig die Vorteile ihrer Verfahren darstellen. Das wird in Zukunft eine Grundvoraussetzung für den Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit sein”, betont HPM Sustainable Business Analyst Stefan Schwingenschlögl. “Wir richten unser Augenmerk klar auf Nachhaltigkeit und nehmen damit unsere Verantwortung für die Zukunft wahr. eco2nboard ist ein wichtiges Element dieser umfassenden Denkweise”, ergänzt Florentin Artner, der das Pilotprojekt eco2nboard bei voestalpine Böhler Edelstahl betreut.

NACHHALTIGKEITSPRÜFUNG: GRÜNDLICH GEPRÜFT

Bei der Entwicklung von eco2nboard haben sich unsere Experten auch mit ganz grundsätzlichen Fragen beschäftigt: Was steckt eigentlich hinter dem Carbon Footprint und dem Recyclinganteil? Welche Daten sind für die Berechnung relevant? Es zeigte sich, dass diese Fragen nicht einfach und eindeutig zu beantworten waren. Auch bei unseren Kunden gab es unterschiedliche Interpretationen, da die Standards zur Berechnung des Carbon Footprints bis vor kurzem noch sehr vage waren. “Auch heute noch sind die Normen nicht immer eindeutig und es bleiben weitere Fragen offen. Deshalb ist es für uns extrem wichtig, offen zu sein und mit unseren Kunden mehr über Nachhaltigkeitsthemen zu sprechen”, sagt Stefan Schwingenschlögl. Um die unterschiedlichen internen und externen Definitionen zu harmonisieren und die Akzeptanz der eco2nboard-Methode sicherzustellen, wurde unsere Berechnung auch extern nach den Normen ISO 14040, ISO 14044 und dem Greenhouse Gas Protocol – Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard geprüft und einer Überprüfung nach den neuesten Standards unterzogen. Im Mai 2023 führten die Nachhaltigkeitsexperten von Daxner & Merl die Live-Überprüfung durch, im August 2023 erhielt eco2nboard schließlich die Prüfbescheinigung für den Standort voestalpine BÖHLER Edelstahl.

KOHLENSTOFF-FUSSABDRUCK AUF DER GANZEN WELT BEREI

eco2nboard, einschließlich der Emissionen aller Scopes, wird derzeit als Prototyp bei voestalpine Böhler Edelstahl entwickelt. Die weitere Entwicklung und Implementierung ist auch für andere Werke und Unternehmen geplant. Derzeit wird auch an der Umsetzung der automatisierten Berechnung des Produktportfolios für die Produktionsstandorte Uddeholms AB und Buderus Edelstahl gearbeitet. Darüber hinaus laufen bereits Gespräche über die Einführung von eco2nboard bei Villares Metals und voestalpine Böhler Bleche. Auf diese Weise kann die transparente Berechnung des Carbon Footprints künftig auch möglichst vielen Kunden weltweit angeboten werden. Darüber hinaus wird auch die Kennzahl “Recyclinganteil” integriert und eine valide Berechnungsmethode entwickelt. Darüber hinaus arbeiten die Sustainable Sourcing Experten kontinuierlich daran, die Datenlage der Scope 3 Emissionen zu optimieren und die bisherige LCA-Datenbank und Literaturwerte schrittweise durch lieferantenspezifische Daten zu ersetzen. “eco2nboard lebt von der ständigen Weiterentwicklung. Die Verbesserung der Datenqualität und die ständige Optimierung des Systems ist ein laufender Prozess”, so Schwingenschlögl.

MÖCHTEN SIE MEHR WISSEN?

Ihr direkter Ansprechpartner bei voestalpine Böhler Edelstahl steht Ihnen für Anfragen gerne zur Verfügung und ist unter sustainability@bohler-edelstahl.com zu erreichen.