Durch den Bezug von umweltfreundlicher Energie können wir große Teile des Energiebedarfs der High Performance Metals (HPM) Division nachhaltig decken. Außerdem wollen wir das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen. Um dies zu ermöglichen, konzentrieren wir uns im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsrahmens inSPire auf die Nutzung und Förderung grüner Energiequellen unter der Säule Climate Impact.
In unserem letzten Climate Impact-Artikel haben wir unseren Ansatz zur Dekarbonisierung untersucht. Neben Alternativen zu Erdgas, wie Biomethan und grünem Wasserstoff, verfolgen wir im Rahmen unserer Roadmap auch den verstärkten Einsatz von grüner elektrischer Energie. “Wir setzen uns aktiv für eine umweltfreundliche und zielgerichtete Produktion und den bewussten Umgang mit wertvollen Ressourcen ein”, sagt Michael Ebner, Leiter der Säule Climate Impact.
Zwei wichtige erneuerbare und umweltfreundliche Energiequellen sind die Sonnen- und die Windenergie, auf die wir im Folgenden näher eingehen werden.
Die Gebäude unserer Werke und unseres Hauptsitzes bieten reichlich Platz für die Erzeugung von Energie durch Photovoltaikanlagen (PV). Wir sind derzeit in Gesprächen mit verschiedenen Energieversorgern auf der ganzen Welt. In Zukunft könnten wir bis zu 100 MWpeak an grüner elektrischer Energie aus Sonneneinstrahlung erzeugen. MWpeak (Megawattpeak) ist ein Maß für die maximale Leistung, die von PV-Anlagen erzeugt werden kann.
In Österreich und Deutschland prüfen wir mögliche PV-Projekte auf rekultivierten Mülldeponien und Dächern. Auch an unseren Standorten in Brasilien und bei den Value Added Services (VAS)-Unternehmen laufen Projekte mit PV-Anlagen.
Langfristig streben wir eine stabile Versorgung mit erneuerbarer Energie an. Die Windenergie ist dabei ein wichtiger Bestandteil. In diesem Sinne profitieren wir von einem Power Purchase Agreement (PPA) für den Strombezug. Bei PPAs kaufen die Kunden den Strom direkt vom Erzeuger. Dies hat mehrere Vorteile:
Zum einen bedeutet es, dass sich Produzent und Kunde auf individuelle Konditionen und Inhalte einigen. Wir können also unsere unternehmensspezifischen Bedürfnisse in die PPA einfließen lassen.
Zweitens kennen wir dank unserer PPA die Preise mehrere Jahre im Voraus. Das gibt uns Planungssicherheit und macht uns unabhängiger von Preisschwankungen auf dem Strommarkt.
Und drittens bedeutet die PPA, dass wir genau wissen, woher unser Strom kommt. So können wir die Entwicklung ökologischer Energie – in diesem Fall der Windenergie – fördern.
Der Windpark Stanglalm ist dafür ein gutes Beispiel. Seit April beziehen wir über einen PPA Strom von diesem Standort, ab 2024 werden wir auf die gleiche Weise Strom aus dem Windpark Hochpürschtling beziehen. Beide Standorte befinden sich in der Steiermark, so dass wir unser Angebot an Ökostrom aus der Region ausbauen können.
Insgesamt können wir über die Laufzeit der PPA rund 10 % unseres Strombedarfs an den Standorten Kapfenberg und Mürzzuschlag in Österreich mit Strom aus dem Windpark decken.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns, in die Zukunft zu blicken, daher ist langfristige Planung ein Muss. Neben kurz- bis mittelfristig umsetzbaren Maßnahmen wie PV-Anlagen setzen wir daher auf langfristige Lösungen für eine nachhaltige Energiebeschaffung, die wir in unserem Plan Energiebeschaffung 2035+ darlegen.
Die Herstellung von Stahl und anderen Hochleistungswerkstoffen erfordert viel Energie in Form von Wärme und damit auch große Mengen an Strom und Erdgas. Natürlich wollen wir auch in Zukunft die bestmögliche Produktqualität für unsere Kunden sicherstellen und gleichzeitig unsere Dekarbonisierungs- und Nachhaltigkeitsziele erreichen. Verschiedene Projektszenarien für den Zeitraum bis 2035+ zeigen, wie eine nachhaltige Energieversorgung mit Alternativen wie kohlenstoffneutralem Strom, grünem Wasserstoff und Biomethan in Zukunft aussehen könnte.
In unserem letzten Artikel zur Säule Klimaauswirkungen haben wir im Rahmen unserer Betrachtung der Dekarbonisierung erste Einblicke in diese Themen gegeben. Diesmal werfen wir einen genaueren Blick auf die Energieversorgung auf der Grundlage von Biomethan und kohlenstoffneutralem Strom.
Biomethan ist eine der Optionen für eine umweltfreundlichere Energieversorgung in den kommenden Jahren. Sein größter Vorteil ist, dass es als direkter Ersatz für herkömmliches Erdgas verwendet werden kann. Modifikationen an unseren Anlagen sind nicht erforderlich.
Im Kalenderjahr 2022 konnten wir an unserem Produktionsstandort in Schweden 30 % unseres Erdgasverbrauchs durch Biomethan ersetzen. Im Jahr 2023 wollen wir diesen Anteil auf 50 % erhöhen.
Eine besondere Herausforderung stellt jedoch die Versorgungssituation mit Biomethan in Österreich dar. Um unsere Energieunabhängigkeit in der Region zu erhöhen, prüfen wir Verfahren und Projekte zur Nutzung von Pyrolyse und Vergärung.
Die Pyrolyse ist ein chemischer Prozess, bei dem organische Materialien in einer sauerstofffreien Umgebung erhitzt werden. Die Materialien zersetzen sich, und es werden Gase freigesetzt. Die optimale Nutzung der Pyrolyse muss weiter erforscht werden, und wir untersuchen diese Möglichkeit auch für die künftige Erzeugung von Biomethan.
Bei der Fermentation hingegen geht es um die ausreichende Verfügbarkeit des Rohstoffs, des so genannten Substrats. Ideen dazu werden an unseren Standorten in Österreich, Schweden und Brasilien bereits evaluiert bzw. auf ihre Machbarkeit hin geprüft.
Zur Herstellung unserer Hochleistungswerkstoffe benötigen wir extrem hohe Temperaturen in unseren Öfen, oft über 1.000 °C. Um diese Temperaturen zu erreichen, wird viel Energie benötigt. Wir suchen daher nach alternativen Energiequellen und Heizsystemen, um diese Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten und ihren Kohlenstoff-Fußabdruck zu verringern.
Insbesondere Wärmebehandlungsöfen (HTF) bieten sich für eine Elektrifizierung an, da diese Temperaturen von “nur” 800°C bis 1.000°C benötigen. Diese (im Vergleich zu anderen Öfen) niedrigen Temperaturen lassen sich gut mit elektrischer Energie erreichen. Allerdings hängt die Machbarkeit der Elektrifizierung auch von der Region ab. So muss die Netzversorgung an den Standorten geeignet sein, den Strom mit ausreichender Leistung zu unseren Anlagen zu transportieren. Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielen eine Rolle. In Schweden zum Beispiel sind die Betriebskosten von Strom niedriger als die von Gas. Anders als in Österreich, wo Strom kostengünstiger ist. Diese unterschiedlichen Rahmenbedingungen müssen wir bei der Steuerung unserer Projekte berücksichtigen.
Neben unseren Projekten zu HTF verfolgen wir auch Kooperationsprojekte mit spezialisierten Partnerunternehmen zu Hybridofenanlagen und führen Machbarkeitsstudien zur Induktionserwärmung durch. Bei Hybridöfen werden verschiedene Technologien kombiniert, um die benötigte Wärme zu erzeugen. Die Induktionserwärmung hingegen basiert auf einem starken magnetischen Wechselfeld und induziert die Energie direkt in das Werkstück.
Ein Paradebeispiel für effiziente Energienutzung und den Einsatz erneuerbarer Energien ist unser neues Spezialstahlwerk in Kapfenberg, Österreich. Dieses Werk kann als technologischer Meilenstein in Bezug auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit angesehen werden. Es verfügt unter anderem über eine hocheffiziente Entstaubungsanlage, die die Staub- und Feinstaubbelastung in der Umgebung deutlich reduziert.
Das Herzstück der Anlage ist jedoch der elektrische Lichtbogen. In ihm kann leitfähiges Material auf bis zu 3.500 °C erhitzt werden. Der Ofen wird zu 100 % mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben. Seine Kühlkreisläufe ermöglichen es, die benötigte Kühlwassermenge um bis zu 90 % zu reduzieren. Geringe Verluste entstehen durch Verdunstung.
Von der neuen Anlage profitiert nicht nur HPM, sondern die gesamte Region. Ein effizientes Rückgewinnungssystem ermöglicht uns die Wiederverwendung der in der Anlage erzeugten Wärme. Gleichzeitig speisen wir 20.000 MWh der erzeugten Wärme pro Jahr in das öffentliche Fernwärmenetz ein. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht etwa 5 MWh pro Jahr. Unsere Abwärme kann also rund 18% der Energieversorgung der Stadt decken. Das bedeutet eine Reduzierung des Einsatzes fossiler Brennstoffe, vor allem Erdgas, und spart bis zu 4.000 Tonnen CO2.
Durch die im Edelstahlwerk anfallende Abwärme tragen wir zu einer umweltfreundlicheren Energieversorgung in der Region bei, von der private Haushalte, öffentliche Einrichtungen wie das Hallenbad Kapfenberg und öffentliche Gebäude profitieren.
Umweltfreundliche Energiequellen spielen eine wichtige Rolle, um unser Wirtschaften nachhaltiger und zukunftsorientierter zu gestalten. Dabei gilt es, verschiedene Herausforderungen wie die Verfügbarkeit von Energieträgern und die technische Machbarkeit zu bewältigen. Diese sehen wir als Motivation, uns noch intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen und ein positives Beispiel zu geben. Gemeinsam können wir eine nachhaltige Energieversorgung vorantreiben, CO2 einsparen und damit einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten.