Die deutliche Reduzierung unserer Emissionen ist eines der ausdrücklichen Ziele des Geschäftsbereichs High Performance Metals (HPM). Die Reduzierung der Scope-1- und Scope-2-Emissionen ist daher ein zentrales Handlungsfeld im Rahmen der Säule Klimaauswirkungen unseres inSPire-Nachhaltigkeitsrahmens. Und eine Vielzahl von Maßnahmen bringt uns diesem Ziel näher: ehrgeizige Dekarbonisierungsfahrpläne und konkrete Projekte für mehr Energieeffizienz, weniger Erdgas und einen verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien.
Zunächst einmal müssen wir klären, was Dekarbonisierung für uns bedeutet: Für uns bedeutet es eine 50-prozentige Reduzierung unserer Scope-1- und -2-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 2019. Bis 2050 streben wir sogar Klimaneutralität in unseren Produktionsprozessen an. In einem früheren Artikel haben wir einen Überblick über die Bedeutung von Scope-Klassifizierungen gegeben. Aber wie sieht die Verteilung für uns bei HPM aus?
Wie bei vielen Unternehmen fällt auch bei uns der größte Teil der Emissionen unter Scope 3. Diese machen etwa zwei Drittel unserer Gesamtemissionen aus. Diese Zahl ist in den letzten Jahren aufgrund der immer besser werdenden Verfügbarkeit von Vergleichsdaten stetig angestiegen. Diese Kategorie umfasst indirekte Treibhausgasemissionen aus Quellen, die wir nicht besitzen oder kontrollieren. Dazu gehören vor allem Emissionen aus Rohstoffen und Logistik. Scope 3-Emissionen werden von der Säule “Nachhaltige Beschaffung” von inSPire behandelt.
Scope 1, also die direkten Emissionen, stehen mit einigem Abstand an zweiter Stelle. Dazu gehören vor allem Emissionen aus der Nutzung von Erdgas und Prozessemissionen aus unseren Werken. Wir können diese Emissionen direkt beeinflussen, was sie zu einem wichtigen Instrument für Veränderungen macht.
Knapp dahinter schließlich machen die Emissionen aus Scope 2 den kleinsten Anteil in der Abteilung aus. Sie beziehen sich speziell auf Emissionen aus der Nutzung von Strom an unseren Standorten.
Einen wichtigen Hebel zur Verringerung der Scope-2-Emissionen bieten unsere Value Added Services (VAS)-Unternehmen, die über die ganze Welt verstreut sind und daher international einen großen Unterschied machen können. Auch hier treiben wir den verstärkten Einsatz von Ökostrom voran. Eine der größten Herausforderungen ist die Standortfrage. Das Angebot und die Verfügbarkeit von Ökostrom ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Sie können auch von den Dekarbonisierungsbemühungen der lokalen Stromversorger abhängen. Dies ist ein weiterer Grund für uns, unsere Energieeffizienz zu steigern und eine unabhängige Stromversorgung durch interne Projekte voranzutreiben.
Mit gezielten Maßnahmen wollen wir unsere Emissionen in den nächsten Jahren deutlich senken und bis 2050 auf Null bringen. Dies wollen wir in erster Linie durch die Senkung des Energieverbrauchs und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen erreichen. Nur wenn es nachweislich keine anderen Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung gibt, ziehen wir Technologien zur CO2-Abscheidung oder international anerkannte und zertifizierte Kompensationsmaßnahmen in Betracht.
Unser Ziel ist es, unsere Scope 1- und 2-Emissionen wie oben erwähnt zu reduzieren und langfristig Produkte mit einem geringen Treibhausgas-Fußabdruck herzustellen. Ein klarer und präziser Fahrplan für den Geschäftsbereich wird uns dorthin führen. Zu den Schlüsselfaktoren gehören die Entwicklung neuer Technologien durch Forschung sowie die Optimierung von Prozessen.
Alle unsere Werke und FAS-Regionen haben ihre eigenen Dekarbonisierungsfahrpläne, die an die unterschiedlichen Gegebenheiten und Bedürfnisse der einzelnen Standorte angepasst sind. Diese stellen konkrete Pläne bis 2029 dar, um die langfristigen Ziele der Division zu unterstützen. Wir überprüfen kontinuierlich neue Entwicklungen und Fortschritte in Bezug auf diese Pläne.
Eine zentrale Rolle für die Dekarbonisierung spielt die effizientere Nutzung von Energie. Wir verfolgen daher einen Fahrplan für mehr Energieeffizienz. Darüber hinaus investieren wir stark in den Ausbau von Quellen für grünen Strom. Photovoltaikanlagen sind dabei besonders wichtig, ebenso wie die Nutzung von Windenergie.
Über die Themen Energieeffizienz und Ökostrom werden wir in kommenden Climate Impact-Artikeln mehr berichten.
Auf dem Weg zur Dekarbonisierung setzen wir verstärkt auf Alternativen zum Erdgas. Derzeit ist Erdgas die wichtigste Energiequelle für uns, gefolgt von Flüssigerdgas (LNG) und Strom.
Wir prüfen derzeit verschiedene Möglichkeiten, Erdgas zu ersetzen:
Biomethan oder synthetische Gase sind eine gute Alternative. Aufgrund ihrer erdgasähnlichen Eigenschaften können sie in vielen Prozessen als alternative Brennstoffe eingesetzt werden, wodurch CO2 eingespart wird.
Im Prinzip ist auch grüner Wasserstoff (H2) für diesen Zweck geeignet. Sein volumetrischer Energiegehalt ist jedoch um zwei Drittel geringer als der von Erdgas. Zudem verändert sich durch den Einsatz von Wasserstoff die Atmosphäre (Zusammensetzung der Umgebungsluft) im Ofen, weshalb mögliche Auswirkungen auf die Produkte, Prozesse und Ofensysteme derzeit durch Tests evaluiert werden.
Ebenso werden kohlenstoffneutrale elektrische Energien als Alternativen zum Erdgas geprüft. Diese sind jedoch in der Regel mit hohen Investitionskosten für die Umstellung der Ofentechnologien, Elektrifizierung, Forschung und Entwicklung verbunden. Wir verfolgen ein Projekt zu Hybridöfen in Zusammenarbeit mit einem der führenden Hersteller von Industrieofenanlagen. Außerdem haben wir mehrere Studien zur Induktionserwärmung in der Vorbereitungsphase.
Carbon Capture ist eine Technologie zur Abscheidung und Wiederverwendung von CO2, die in der Stahlindustrie bisher unüblich ist. Dabei wird CO2 aus dem Abgasstrom abgetrennt und anschließend in ein anderes Produkt umgewandelt (Carbon Capture and Usage, CCU) oder unterirdisch gespeichert (Carbon Capture and Storage, CCS). Das Verfahren ist besonders anspruchsvoll bei vielen dezentralen CO2-Quellen, wie es bei den Ofenanlagen an unseren Standorten der Fall ist. Ein Verbundprojekt und eine Machbarkeitsstudie hierzu sind ebenfalls in Vorbereitung, wobei der Schwerpunkt auf Wiederaufheizöfen liegt. Diese Methode ist jedoch unter den derzeitigen Umständen nur schwer umsetzbar.
Wir können sehen: Es gibt viele verschiedene Ansätze, die Dekarbonisierung zu ermöglichen, aber jeder bringt neue Herausforderungen mit sich. Zum Teil fallen sehr hohe Kosten für neue Verfahren, Forschung und Entwicklung an. Auch die Infrastruktur muss oft erst geschaffen werden – zum Beispiel für Windkraftanlagen. Damit sind oft zeitaufwändige Genehmigungsverfahren verbunden. Mehr zum Thema Windenergie und welche Rolle sie für uns bei HPM spielt, berichten wir in einem späteren Artikel.
Bei allen Innovationen ist es entscheidend, dass wir die gewohnt hohe Qualität unserer Produkte konsequent sicherstellen. Andere Energiequellen, wie H2, können die Produktqualität verändern. Da die meisten unserer Öfen direkt befeuert werden, kommt der Wasserstoff mit dem Produkt in Kontakt und die Ofenatmosphäre verändert sich. Dies kann zu unterschiedlichen und sogar unerwünschten chemischen Reaktionen führen.
Wir sehen diese Herausforderungen als neue Triebkräfte für Innovationen, die uns als Unternehmen und der Umwelt langfristig zugute kommen werden.
Die Herausforderungen und Fragen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung betreffen nicht nur uns, sondern auch viele andere Unternehmen und Organisationen. Es macht daher Sinn, gemeinsam nach Lösungen für diese Herausforderungen zu suchen. Deshalb sind wir Teil des Innovationsnetzwerks NEFI (New Energy for Industry). Gemeinsam mit mehr als 80 anderen Unternehmen aus so unterschiedlichen Branchen wie Lebensmittel und Stahl, vielen Forschungs- und institutionellen Partnern, der Montanuniversität Leoben und dem Austrian Institute for Technology (AIT) engagieren sich zahlreiche Experten im Bereich der Energieforschung. Die Dekarbonisierung ist auch für dieses Konsortium eine Top-Priorität. Es unterstützt uns daher bei der Forschung rund um dieses Thema und ermöglicht uns die Umsetzung innovativer Projekte.
Ein Paradebeispiel für die Dekarbonisierung ist unsere Tochtergesellschaft Uddeholm in Hagfors, Schweden. An diesem Standort haben wir uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, klimaneutralen Werkzeugstahl zu produzieren. Pär Emanuelsson, CEO von Uddeholm, erläutert den ehrgeizigen Ansatz: “Wir haben unsere CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen seit 1990 um 50 % reduziert. Das ist gut. Aber es ist nicht genug. Wir erhöhen jetzt das Tempo und haben beschlossen, bis 2030 in Hagfors ohne fossile Brennstoffe zu produzieren. Wir nehmen unsere Verantwortung ernst, sowohl für uns selbst als auch für die Welt um uns herum und für zukünftige Generationen.”
Der Fahrplan zur Erreichung dieses Ziels ist in drei große Schritte unterteilt:
Auf dem Weg dorthin gibt es viele detaillierte Unterziele, die festlegen, wie die einzelnen Schritte erreicht werden sollen. Weitere Informationen finden Sie im Nachhaltigkeitsbericht von Uddeholm.
Die Hälfte des Erdgasbedarfs am Standort Hagfors ist bereits durch Biogas ersetzt worden. Außerdem stammt 100 % des Stroms aus fossilfreien Quellen. Auch das Wassermanagement spielt eine wichtige Rolle: 80 % des für die Prozesskühlung verwendeten Wassers wird “geliehen” und an die Quelle zurückgeführt – ohne jeglichen Kontakt mit den Produktionsprozessen. Die restlichen 20 % werden gereinigt und in den nahe gelegenen Värmullen-See zurückgeführt. Dieser Prozess unterliegt ständigen strengen Kontrollen, um die Reinheit des Wassers und die Betriebssicherheit zu gewährleisten.
Unsere Prozesse zu ändern und nach Innovationen zu suchen, ist mit viel Aufwand verbunden, aber wir tun es sehr gerne. Und warum? Weil es uns wichtig ist, nachhaltig zu wirtschaften und alles zu tun, um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
Das bringt auch wirtschaftliche Vorteile. Indem wir nach alternativen Energiequellen suchen und diese so effizient wie möglich nutzen, machen wir uns unabhängig von internationalen Märkten, zum Beispiel bei Erdgas. Diese Märkte unterliegen in der Regel Preis- und Verfügbarkeitsschwankungen, die auf den internationalen Wettbewerb und politische Rahmenbedingungen zurückzuführen sind. Indem wir einen differenzierteren Umgang mit Energie pflegen und damit ein Stück unabhängiger werden, tun wir nicht nur etwas Gutes für die Umwelt, sondern sorgen auch für eine sichere Versorgung unserer Kunden mit Hochleistungswerkstoffen in der Zukunft.