Im Verlauf des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2022/23 wurden die Konjunkturprognosen zunehmend pessimistischer. Aufgrund des sich eintrübenden Sentiments kann daher trotz des hohen aktuellen Auftragsstandes im voestalpine-Konzern nicht von einer Fortsetzung der Ergebnisentwicklung auf dem Rekordniveau des ersten Geschäftsquartals für das restliche Geschäftsjahr 2022/23 ausgegangen werden.
Insbesondere für das zweite Halbjahr 2022/23 erwartet der Vorstand der voestalpine AG eine deutliche Abkühlung der Konjunktur mit einer entsprechenden Auswirkung auf die Ergebnisentwicklung des Unternehmens. Erwartungsgemäß werden davon speziell die zyklischen Geschäftsbereiche des voestalpine-Konzerns betroffen sein. Dazu zählen neben dem Flachstahlbereich vor allem voestalpine-Produkte, die in die Marktsegmente Bau, Maschinenbau, Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie geliefert werden. Auf der anderen Seite sollten die Sektoren Eisenbahninfrastruktur, Energie sowie Luftfahrt die vorherrschende positive Marktdynamik über das gesamte Geschäftsjahr 2022/23 beibehalten können.
Die europäische Automobilindustrie befindet sich in Hinblick auf die Produktionszahlen zwar noch deutlich unter Vor-Krisen-Niveau, die Entwicklung im abgelaufenen Quartal deutet aber eine moderate Verbesserung an. Der hohe Auftragsstand der OEMs lässt zumindest eine stabile Nachfrage über den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2022/23 erwarten. Sollten sich die Engpässe in den Lieferketten lösen, kann sogar mit einer deutlichen Verbesserung der Nachfrage aus diesem Segment gerechnet werden.
Der Vorstand der voestalpine AG erwartet daher auf Basis der aktuellen Einschätzung für das gesamte GJ 2022/23 ein EBITDA in der Höhe von etwa 2 Mrd. EUR.
In Europa steigerte sich in den letzten Monaten das Bedrohungsszenario mangelhafter Gasversorgung im Zuge der politischen Spannungen infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Zum Zeitpunkt der Berichterstellung ist ausreichend Erdgas in Europa verfügbar. Eine weiterhin auskömmliche Versorgungssituation stellt aber die Grundvoraussetzung für den hier gegebenen Ausblick für das Geschäftsjahr 2022/23 dar. Sollte die Gasversorgung in Europa zum Erliegen kommen, eine Notbewirtschaftung in Kraft treten oder das Preisniveau Produzenten zu Produktionskürzungen zwingen, muss mit signifikanten Störungen der Lieferketten in vielen Industriebereichen gerechnet werden. Dieser Ausblick setzt daher voraus, dass Europa weiterhin ausreichend mit Erdgas versorgt wird und auch die zusätzlichen, derzeit kaum quantifizierbaren, Risiken (Konjunkturentwicklung, Störungen der Lieferketten, Kundenbedarfs-, Rohstoff- und Energiekostenentwicklung) weiterhin beherrschbar bleiben.