Das Jahr 2013 sollte nach viereinhalb Jahren Finanz- und Wirtschaftskrise in vielen Teilen der Welt endlich die Wende zum Besseren bringen – so die Expertenmeinungen zu Jahresbeginn. Die Fakten zeigen jedoch ein anderes Bild und wurden durch eine rezessive Entwicklung in Europa, einen holprigen Aufschwung in den USA und eine Fortsetzung der ökonomischen Unwägbarkeiten in China bestätigt. Indien stellt sich weiter lethargisch dar und der Ausgang der japanischen Geldflutung ist ungewiss, einzig Brasilien zeigte zuletzt echte Erholungstendenzen. Die Konjunkturprognosen für das Gesamtjahr wurden zwischenzeitlich nicht nur einmal auf breiter Front nach unten revidiert. Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig wahrscheinlich, dass die erhoffte Konjunkturwende noch im heurigen Jahr eintritt. Mehr als eine vorübergehende Bedarfsbelebung aufgrund lagerzyklischer Effekte in einzelnen Industriesegmenten ist zunehmend unrealistisch.
Die Nachfrageindikationen der wichtigsten Kundenbranchen des voestalpine-Konzerns deuten für die nächsten Monate auf eine unverändert verhaltene Bedarfsentwicklung hin. In der Automobilindustrie zeichnet sich auf den außereuropäischen Märkten zwar weiterhin eine zufriedenstellende Nachfrageentwicklung ab, die Automobilproduktion in Europa hingegen wird auch mittelfristig mit einer rückläufigen Tendenz konfrontiert sein. Hauptgründe dafür sind einerseits die forcierten Produktionsverlagerungen einer Reihe von Herstellern in die Wachstumsmärkte und andererseits ein krisenbedingt wieder vorsichtigeres Kaufverhalten der europäischen Konsumenten.
Im Energiebereich ist die für 2013 erwartete Belebung der Projekttätigkeit im Bereich Öl- und Gasförderung bisher weitgehend ausgeblieben, die Erwartungen konzentrieren sich damit auf die zweite Jahreshälfte, in der eine spürbare Erholung bei Exploration und Produktion erhofft wird. Für die übrigen Bereiche der konventionellen Energieerzeugung zeichnet sich – abgesehen von China – auch im zweiten Halbjahr kein Aufschwung ab. Gleiches gilt für die Alternativenergie, wo die Rücknahme der Subventionen in vielen Ländern Investitionen zunehmend unwirtschaftlich macht.
Konsumgüter-, Hausgeräte- und Elektroindustrie sollten sich 2013 generell auf einem vergleichsweise noch relativ soliden Nachfrageniveau entwickeln, gleiches gilt für den Maschinenbau einschließlich der Sektoren Baumaschinen- und Landmaschinenbau. Unverändert hohe Nachfrage prägt die Luftfahrtindustrie und den außereuropäischen Eisenbahnsektor. Für die Bau- und Bauzulieferindustrie sind in Europa noch auf Jahre hinaus schon aufgrund der Budgetrestriktionen der öffentlichen Hand nur sehr bescheidene Zuwachsraten zu erwarten, in Südeuropa muss mit einer anhaltend rezessiven Entwicklung gerechnet werden. Zu erwarten ist auch ein weiterer Abwärtstrend bei den Rohstoffpreisen (Eisenerz, Kohle, Koks).