Navigation überspringen

NS-Zwangsarbeit

Beim Aufbau und Betrieb der „Reichswerke Hermann Göring AG Berlin“ in Linz wurden tausende ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus über dreißig Nationen eingesetzt. Darunter Männer und Frauen, sowie Jugendliche, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Die voestalpine ist sich ihrer Verantwortung bewusst und setzt sich mit dem Schicksal dieser Menschen auseinander, um bleibende Erinnerungen zu schaffen.

Der Beginn einer Reihe von „Sammelklagen“, die von Anwälten in den USA eingereicht wurden, führte zu einem internationalen Diskurs bezüglich Entschädigungen für Zwangsarbeit in der NS-Zeit, dem sich die VA Stahl Spitzenmanagement nicht entziehen wollte und beauftragt daher Ende 1998 eine Gruppe von HistorikerInnen (Christian Gonsa, Gabriella Hauch, Michael John, Bertrand Perz und Teamleiter Oliver Rathkolb), Ökonomen (Josef Moser) und Psychologen (Karl Fallend) mit dem wissenschaftlichen Projekt‚ NS-Zwangsarbeit am Standort Linz der „Reichswerke Hermann Göring AG Berlin“ 1938-1945‘, um umfassende Klarheit über die Rahmenbedingungen und Auswirkungen zu bekommen.

Die Gesamtzahl der 1938/39 eingesetzten FremdarbeiterInnen, ab 1940/41 der ZwangsarbeiterInnen und später der Sklavenarbeiter (letzteres bezieht sich auf Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen) und ihre jeweilige nationale Zuordnung - ganz zu schweigen von den heute noch Lebenden - war völlig offen.

Das Ziel war, diese Frage zu klären und alle zugänglichen Quellen auszuwerten, kein Themenfeld auszusparen und eine umfassende Analyse zu den konkreten Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser Menschen zu erstellen, ohne deren individuelle Lebensschicksale in der Anonymität der empirischen Geschichtsschreibung verschwinden zu lassen.

Ausgangsbasis dieser über zweijährigen, unabhängig durchgeführten Studien war der größte Nachkriegsfund von rund 38.000 Personal- und Lohnunterlagen der Linzer Betriebe der „Reichswerke Hermann Göring AG Berlin“ (Hermann Göring-Werke, Eisenwerke Oberdonau GmbH, Vertragsfirmen der Eisenwerke Oberdonau und Stahlbau GmbH) aus den Jahren 1938/39-1945. In diesen Unterlagen sind ZwangsarbeiterInnen sowie österreichische und deutsche Beschäftigte enthalten. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts liegen seit 2001 in Buchform vor.

Die Geschichte hat viele Namen. Die sichergestellten Lohn- und Personalunterlagen haben es ermöglicht, die betroffenen Zwangsarbeiter namentlich in einer Datenbank zu erfassen.

Das Buch

Erstmals wird auf der Basis des größten Nachkriegsfundes an NS-Personal- und Lohnunterlagen eines Unternehmens in einem Hochbunker aus dem II. Weltkrieg das Schicksal von über 20.000 zivilen ausländischen Arbeitskräften in der vom NS-Regime über Nacht hochgezogenen Stahl- und Rüstungsindustrie empirisch umfassend dokumentiert und präzise analysiert – mit Schwergewicht auf NS-Wirtschaftspolitik, der umfassenden Darstellung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse sowie das Repressionssystem unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Frauen, der extremen Ausbeutungssituation von über 7.000 KZ-Häftlingen aus dem nahegelegenen Konzentrationslager Mauthausen, die ökonomische Bedeutung der Zwangsarbeit und eine Fallstudie über griechische ZwangsarbeiterInnen.

2 Bände mit insgesamt 988 Seiten. Limitierte Auflage mit bisher unveröffentlichtem Bildmaterial:

Hier geht's zum Buch