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Corporate News Meldung zum 1. Halbjahr 2019/20

6. November 2019 | 

voestalpine-Halbjahresergebnis 2019/20 durch schwieriges Umfeld negativ beeinflusst

Die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2019/20 war für den voestalpine-Konzern von einer deutlichen Eintrübung des wirtschaftlichen Umfeldes geprägt. Insbesondere in Europa, wo die voestalpine rund zwei Drittel ihres Umsatzes generiert, wirkten sich die Abschwächung der exportorientierten Industrie infolge zunehmender globaler Handelsbeschränkungen, die verringerte Nachfrage aus der Automobilindustrie sowie reduzierte Investitionen auf alle Konzern-Divisionen aus. Aber auch in China und den USA schlugen sich die weltweiten Handelskonflikte in einer nachlassenden ökonomischen Dynamik nieder. Im Stahlbereich wurden die Bedingungen zusätzlich durch massiv gestiegene Rohstoffkosten bei sinkenden Verkaufspreisen und unverändert hohen Stahlimporten nach Europa verschärft. Weiterhin belasten auch die finanziellen Aufwände für CO2-Zertifikate in der Europäischen Union sowie unternehmensintern die Hochlaufkosten beim Automotive-Werk in Cartersville, USA, die Ergebnismargen.

Unter diesen Rahmenbedingungen kam es im ersten Halbjahr 2019/20 zu einer rückläufigen Entwicklung in allen Ergebniskategorien des voestalpine-Konzerns. Als ergebnisstabilisierende Maßnahmen wurden die bereits implementierten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungs-programme nochmals intensiviert.

In diesem insgesamt schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld verzeichneten die Technologiebereiche Bahninfrastruktur, Luftfahrt, Lagersysteme und Schweißtechnik dennoch eine stabile, positive Entwicklung und bestätigen damit die strategische Ausrichtung des voestalpine-Konzerns zum Spezial- und Gesamtsystemanbieter.

Investitionen reduziert

Nach den hohen Investitionen der vergangenen Jahre schraubt der voestalpine-Konzern seine Investitionstätigkeit deutlich zurück, wodurch sich das Investitionsvolumen im ersten Halbjahr um fast 30% auf 338 Mio. EUR (475 Mio. EUR im Vorjahr) reduzierte.

Bilanzstruktur von Sondereffekten beeinflusst

Die ausgewiesene Verschuldung des voestalpine-Konzerns war im 1. Halbjahr 2019/20 neben den operativen Entwicklungen und der Dividendenzahlung maßgeblich von bilanztechnischen Faktoren bestimmt. Zum einen vergrößerten sich die verzinslichen Passiva infolge einer Umstellung der internationalen Rechnungslegungsvorschriften (bilanzielle Miteinbeziehung der Leasingverhältnisse gemäß IFRS 16) gegenüber dem Bilanzstichtag (31.3.2019) um rund 437 Mio. EUR. Zum anderen wurde die im Jahr 2013 begebene Hybridanleihe mit einem Volumen von 500 Mio. EUR per 31. Oktober 2019 gekündigt und scheint damit per 30. September 2019 in der Bilanz nicht mehr in der Position Eigenkapital, sondern unter Finanzverbindlichkeiten auf. Auf Basis dieser Entwicklungen nahm die Nettofinanzverschuldung von 3,6 Mrd. EUR per 30. September 2018 auf 4,5 Mrd. EUR per 30. September 2019 zu. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich das Eigenkapital infolge der Dividendenzahlung und der Hybrid-Kündigung von 6,6 auf 6 Mrd. EUR. Damit erhöhte sich die Gearing-Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) in der Vergleichsperiode von 55 % auf 75 %.

Ausblick

Die Einschätzung des Vorstandes zu Beginn des Geschäftsjahres 2019/20, dass das Vorjahresergebnis auf EBITDA-Basis wahrscheinlich im aktuellen Geschäftsjahr wieder erreichbar wäre, war an eine Reihe von Prämissen geknüpft. Die wesentlichsten Einflussgrößen auf Markt- und Kostenseite, die dieser Einschätzung zugrunde lagen, waren zu diesem Zeitpunkt eine Abkühlung der Konjunktur in den für voestalpine wesentlichen Märkten, aber kein Eintreten in Rezessions- oder Krisenszenarien, eine Abkühlung der Automobilkonjunktur ohne neuerliche dramatische Verwerfungen im Automobilmarkt durch den neuen Abgastest im September 2019 in Europa, keine über die erwartete Konjunkturabkühlung hinausgehende negative Effekte aus den globalen Handelskonflikten oder des BREXIT, eine Normalisierung des Eisenerzpreises im Verlauf des Geschäftsjahres sowie die positive Erledigung der unternehmensinternen Herausforderungen.

Im Verlauf der ersten sechs Monate des Geschäftsjahres haben sich wesentliche Prämissen über weite Strecken nicht erfüllt. Zwar befinden sich die unternehmensinternen Herausforderungen in Aufarbeitung und daher werden auch weiterhin entsprechende Verbesserungen erwartet. Die Abkühlung der Automobilkonjunktur verlief jedoch intensiver und globaler als ursprünglich erwartet, auch wenn der neuerliche Abgastest im September nicht zu Verwerfungen wie vor einem Jahr führte.

Der globale Handelskonflikt verbunden mit protektionistischen Maßnahmen hat die Investitionstätigkeit in weiten Teilen der Welt spürbar verlangsamt und damit insbesondere gegen Ende des ersten Halbjahres 2019/20 zu signifikanten Nachfragerückgängen in vielen für den voestalpine-Konzern wesentlichen Märkten geführt. Obwohl es über den Sommer zu einer Entspannung bei Preisen für Eisenerz kam, führte diese Entwicklung nicht zu der erwarteten Margenausweitung. Rekordimporte in die Europäische Union in Kombination mit der schwachen innereuropäischen Nachfrage führten zu Ende der Berichtsperiode zu weiter fallenden Stahlpreisen.

Diesen negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen Rechnung tragend lässt sich das zu Beginn des Geschäftsjahres erwartete Szenario nicht mehr aufrechterhalten. Aus heutiger Sicht wird auch das dritte Geschäftsquartal in Bezug auf das Ergebnis zumindest ähnlich schwierig wie das zweite Quartal 2019/20. Im letzten Geschäftsquartal sollten positive Effekte sowohl aus Saisonalität als auch aus der Aufarbeitung der unternehmensinternen Themen sowie Ergebnisbeiträge aus den eingeleiteten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen wirksam werden.

Der Fokus des Vorstandes liegt in diesem schwierigen Umfeld auf ergebnisstabilisierenden Maßnahmen sowie auf der Generierung von Free Cash Flow. Neben kurzfristigen Maßnahmen werden in den nächsten Monaten auch die Auswirkungen der geänderten globalen ökonomischen Rahmenbedingungen auf die langfristige Positionierung von allen wesentlichen Geschäftsbereichen untersucht. Aus heutiger Sicht erwartet der Vorstand der voestalpine AG daher für das Geschäftsjahr 2019/20 ein EBITDA in einer Größenordnung von in etwa 1,3 Milliarden Euro und liegt damit im Wesentlichen im Rahmen der Markterwartung.

voestalpine-Konzern in Zahlen

(gem. IFRS)

1H GJ 2018/19

1H GJ 2019/20

Veränderung

 

01.04.-30.09.2018

01.04.-30.09.2019

in %

Umsatz

6.674,0

6.541,6

-2,0

EBITDA

860,1

665,5

-22,6

EBITDA-Marge in %

12,9 %

10,2%

 

EBIT

479,5

229,6

-52,1

EBIT-Marge in %

7,2 %

3,5%

 

Ergebnis vor Steuern

421,5

162,5

-61,4

Ergebnis nach Steuern *

319,9

115,2

-64,0

Ergebnis je Aktie (EUR)

1,69

0,54

-68,0

Gearing Ratio in % (30.09.)

54,9 %

75,1%

 

Mio. EUR

* Vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen