Bruckner, Hexenkunst und FivElements
Was wäre wohl passender, als das Konzert im Brucknerjahr mit Klängen dieses großartigen Komponisten zu beginnen? Bei „Tota pulchra es Maria“ (Anton Bruckner, arr. Thomas Doss) beeindruckten nicht nur Solistin und Orchester, sondern auch die klanggewaltige Orgel das Publikum.
In den Bann der schwarzen Magie zog danach „Hexe“ und Sopranistin Barbara Doss ihre Zuhörerinnen und Zuhörer. Auch wenn sie als moderne Hexe ihren Auftritt mit Akku-Staubsauger statt mit Besenritt vollführte, wandte sie sich danach doch der traditionellen Hexenküche zu und „kochte“ live on Stage ein Kind. Yannik Helm, der Komponist der „Vier Hexenlieder“ (1. Die Hexenkunst / 2. Süßer Duft / 3. Das Hexenmahl / 4. Bleibe hier), war unter den Konzertbesuchern und von der musikalischen und szenischen Vorführung beeindruckt.
Mit „Spartacus“ (Jan von der Roost) ließ das Orchester ein symphonisches Tongedicht erklingen: Das Stück rund um die Historie des Sklaven Spartacus weist zu Beginn mit musikalischen Fragmenten auf die orientalische Herkunft des Protagonisten hin, beschwört im ruhigen Mittelteil die Liebe zwischen Spartacus und seiner Geliebten, und gipfelt im dritten Teil, der sich auf den Sklavenaufstand gegen die römischen Unterdrücker bezieht, in einem martialischen Part.
Mit dem launigen Konzertmarsch „Il Bricconne“ (Thomas Doss) entließen die Musikerinnen und Musiker ihr Publikum in die Pause, um sie danach wieder mit Bruckner-Klängen im etwas andren Stil zu empfangen: „Bruckner Still Alive“ (arr. Thomas Murauer) versteht sich als Rock-Pop-artige Hommage an Anton Bruckner.
„Un Momento Dado“ (Johan de Meij), einen gegeben Moment, bescherten die Akteurinnen und Akteure gleich darauf: Gemeinsam mit dem Reed Quintett FivElements spielte das Orchester knapp 25 Minuten am Stück - und keinen Moment davon wurde man der Musik überdrüssig. Saxophon, Fagott, Oboe, Klarinette und Bassklarinette traten passend zum Erklingen ihrer jeweiligen Stimmen aus dem Orchester hervor, um anschließend im vorderen Bühnenbereich gemeinsam zu musizieren und sich dann wieder klanglich und räumlich ins Orchester einzufügen.
Im - laut Programm - letzten Werk „Traveler“ (David Maslanka) erzählt das Orchester die Lebensreise des Menschen, vom Älterwerden und dem finalen Zur-Ruhe-Kommen. Auf halbem Weg des Werks setzt meditative Stille ein, die Herausforderungen des Lebens sind gemeistert und die Seele macht sich bereit für den nächsten großen Schritt - das finale Aus- und Aufatmen. Sekundenlange Stille machte sich im Saal nach dem Verklingen des letzten Tons breit.
Nach diesem emotionalen und ergreifenden Schluss brauchte es wohl für alle einen schwungvollen, fröhlichen „Rausschmeißer“ als Zugabe. Barbara Doss brillierte hier in der Rolle der „süßen Maus“ als „The Girl in 14G“ (auf deutsch gesungen). Die raschen Stilwechsel in dem kurzweiligen Gesangsstück gelangen ihr ebenso überzeugend wie die charmante Darbietung der leidgeplagten Bewohnerin eines lauten Apartments.
Moderator Guntram Zauner vermochte es, den Bogen zwischen den höchst unterschiedlichen Stücken im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bravourös zu ziehen und verknüpfte die Musikstücke mit interessanten, mitunter sehr launigen Texten. Um nur ein Highlight zu nennen: So ließ er etwa in einem fiktiven Brief von „Girl Barbara Doss“ alle 16 Komponisten, die im Laufe des Konzertabends eine Rolle gespielt haben, in Wortspielen Revue passieren.
Die Musikerinnen und Musiker des voestalpine Blasorchesters unter der Leitung ihres Kapellmeisters Alois Papst bedanken sich bei ihrem Publikum.
Den alljährlichen Abschluss des Musikjahres bildete das Adventskonzert am 8. Dezember in der Kirche St. Michael (Am Bindermichl, Linz). So geht es nun in die Winterpause – im Hintergrund laufen allerdings bereits emsig die Vorbereitungen für das Jahr 2025.