Die wirtschaftliche Erholung aus der COVID-19-Krise, die zu Beginn teilweise von Überhitzungstendenzen begleitet war, hat sich im 1. Halbjahr 2021/22 insgesamt gesehen fortgesetzt. Die weiteren positiven Wachstumserwartungen erscheinen unter Berücksichtigung der zuletzt in den Fokus geratenen Entwicklungen jedoch etwas unsicherer.
So kamen gegen Ende der Berichtsperiode zu anhaltend hoher Volatilität auf der Rohstoffseite starke Anstiege bei den Energiekosten hinzu. Aus heutiger Sicht ist zumindest bis Ende des laufenden Geschäftsjahres mit keiner Änderung dieser Situation auf der Zukaufsseite zu rechnen.
Absatzseitig stellt sich die Erwartung der weiteren Entwicklung nach Märkten und Regionen unterschiedlich dar: Die Automobilindustrie leidet unverändert unter Lieferschwierigkeiten der Halbleiterindustrie. Diese Situation wird sich vor Mitte des kommenden Geschäftsjahres vermutlich kaum entspannen. Wesentlich in diesem Zusammenhang ist, dass die reduzierte Automobilproduktion nicht auf eine Nachfrageschwäche zurückzuführen ist. Aufgrund fehlender Mikrochips kann die ungebrochen hohe Nachfrage von Seiten der Endkonsumenten allerdings nicht zur Gänze bedient werden. Dementsprechend ist zu erwarten, dass sich Abrufe von voestalpine-Produkten zum Teil zeitlich verschieben werden.
Die Marktsegmente Bau, Maschinenbau und Konsumgüter zeigen weiterhin eine hohe Nachfrage nach Produkten des voestalpine-Konzerns. Der Eisenbahnbereich, der ein stabilisierender Ergebnisfaktor ist, wird abgesehen von üblichen saisonalen Schwankungen aus heutiger Sicht auch weiterhin solide performen. Im Energiebereich (Öl und Gas) ist zuletzt eine deutliche Erholung feststellbar, die sich im Verlauf der 2. Geschäftsjahreshälfte weiter fortsetzen sollte.
Auch in der Luftfahrtindustrie zeigt sich aktuell eine Belebung. Die Prognosen der großen Flugzeughersteller für Kurz- und Mittelstreckenjets wurden zuletzt optimistischer, was sich bereits in steigenden Auftragseingängen widerspiegelt.
Regional betrachtet stellt sich die ökonomische Entwicklung in Nordamerika unverändert positiv dar, wohingegen in China zuletzt einige Wirtschaftsindikatoren eine Verlangsamung der Dynamik ausweisen. In Summe sind aber die Wirtschaftsprognosen für China weiterhin deutlich positiv. Auch für Europa sagen die aktuellen Prognosen sowohl für heuer als auch für nächstes Jahr ein positives Wirtschaftswachstum voraus.
Der Vorstand der voestalpine AG geht daher – auf Basis der Ergebnisse des 1. Halbjahres 2021/22 und unter der Annahme keiner unerwarteten wirtschaftlichen Verwerfungen – für das Geschäftsjahr 2021/22 weiterhin von einem EBITDA in einer Bandbreite von 1.900 bis 2.200 Mio. EUR aus.